Datenvisualisierung

Durch die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Visualisierungen wollen wir die Ergebnisse der neueren historischen Forschung adäquat abbilden und das historische Raumverständnis in eine interessierte Öffentlichkeit hinein vermitteln. Das Team unternimmt einen Pilotversuch, um raumbezogene historische Daten digital so zu visualisieren, dass aus den Quellen erschlossene (zum Teil konkurrierende) Raumkonzepte sichtbar werden.

Die komplexe Bezugnahme zwischen Ambiguität der Daten, Transparenz der erarbeiteten Methoden und den epistemologischen Konsequenzen von Raumvisualisierungen wird durch drei Schritte sichergestellt: Kartograph:innen, Historiker:innen und Informationswissenschaftler:innen entwickeln, testen und revidieren gemeinsam erstens in einem ausdrücklich iterativen und experimentellen Prozess neue Formen raumbezogener Visualisierungen auch jenseits von Karten. Ziel ist einerseits die Komplexität der raum-zeitlichen und inhaltlichen Dimensionen der historischen Geodaten abzubilden und Forschenden als Analysewerkzeuge verfügbar zu machen. Andererseits werden Visualisierungsformate für die Anforderungen in Lehre oder kultureller Bildung aufbereitet, indem eben jene Komplexität mittels didaktischer Prinzipien reduziert wird.

Zweitens werden bewährte GIS-Technologien um alternative Visualisierungsverfahren erweitert, die Mobilitäten und fluide Netzwerke ebenso wie konkurrierende Ortsattribute (z.B. im Bereich der Gerichtsbarkeit) fokussieren. Dazu werden Daten nicht flächen-, sondern ortsbezogen modelliert und visualisiert. Die sich aus unterschiedlichen Ortsclustern entwickelnde Territorialität wird mittels Linieninterpolationen und konsequenter Kennzeichnung der entstehenden („Grenz“-)Linienstücke als interpretierende Konstruktion verschiedener Datenqualitäten (Unvollständigkeit, Unsicherheit, eindeutige Quellennach-weise) verständlich gemacht.

Drittens leistet das AP einen wichtigen Beitrag zum Transfer der Projektergebnisse, indem Visualisierungen von Datenambiguität gemeinsam mit potentiell Nutzenden erarbeitet und durch anschließende Nutzerstudien in verschiedenen Kontexten die epistemologischen Konsequenzen der erzeugten Darstellungen untersucht und weiter verbessert werden. Von besonderem Interesse ist, welche visuellen Marker oder multimedialen Mittel Nutzer:innen erfolgreich auf unsichere, unvollständige oder ungenaue Daten sowie komplexe und aus heutiger Sicht konstruierte Zusammenhänge und Raumvorstellungen aufmerksam machen.